Landesinfo

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Über die Autoren

Clemens Jürgenmeyer, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arnold-Bergstraesser-Instituts und Lehrbeauftrager an der Universität Freiburg. Seine Forschungsinteressen sind Entwicklungspolitik  und -theorie, Wahlbeobachtung, Wahlstudien, internationale politische Ökonomie und die politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung des modernen Südasien (vor allem nach 1947). Seit 1976 leitet er regelmäßig Seminare bei der AIZ/GIZ zur Vorbereitung von Mitarbeitern des Auswärtigen Amts, des Goethe-Instituts, der GIZ und anderer Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit auf ihren Einsatz in Indien. Zahlreiche Publikationen.

Dr. Arndt Michael, ass.iur. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Internationale Politik, Seminar für Wissenschaftliche Politik, Universität Freiburg. Er hält regelmäßig Vorträge zu aktuellen Entwicklungen in Indien und insb. indischer Außen- und Sicherheitspolitik (z.B. am South Asia Institute, Harvard University; Institute of South Asian Studies, National University of Singapore; School of International Studies, Jawaharlal Nehru University). Seine Veröffentlichungen zu indischer Außen- und Sicherheitspolitik und  regionaler Kooperation in Südasien sind u.a. erschienen bei Palgrave Macmillan, VS Springer, India Quarterly, India Review, Asian Security, Harvard Asia Quarterly und Cambridge Review of International Affairs.

Landesübersicht & Naturraum

Indien ist etwa neun Mal größer als Deutschland und umfasst eine Bevölkerung von ca. 1,34 Milliarden Menschen. Seine Vielfalt an Sprachen, Ethnien, Werten und Normen sowie Naturräumen ist faszinierend und verwirrend zugleich. Indien gehört zu den wirtschaftlichen Aufsteigern der vergangenen Jahre. Gleichzeitig ist das Land von verbreiterter Armut geprägt.

Wüstengebiete und fruchtbare Flussebenen, allen voran entlang des Ganges im Norden des Landes, flache Landstriche und der Welt höchsten Erhebungen im Himalaya bestimmen das äußere Erscheinungsbild. Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Anfang 2017 lebten rund 1,34 Mrd. Menschen in Indien.

Offizieller Name Republik Indien (Bharat)

Fläche 3.287.263 km²

Einwohner 1,34 Mrd. (2017)

Bevölkerungswachstum pro Jahr 1,19% (2017)

Regierungssitz Neu Delhi

Amtssprachen Hindi, Englisch

Regionalsprachen Hindi, Bengali, Telugu, Marathi, Tamil, Urdu u.a.

Lage und Größe des Landes

Indien ist mit einer Fläche von 3.287.263 km² der siebtgrößte Staat der Erde und mit Abstand das größte und bevölkerungsreichste Land in Südasien. Das Land erstreckt sich in West-Ost-Richtung vom 68. bis zum 97. östlichen Längengrad über rund 3.000 Kilometer. Von Nord nach Süd, zwischen dem 8. und dem 37. Grad nördlicher Breite, beträgt die Ausdehnung rund 3.200 Kilometer. Das entspricht der Entfernung von Sizilien bis Mittel-Norwegen. Indien hat mit sechs Staaten gemeinsame Grenzen: Pakistan, China, Nepal, Bhutan, Myanmar und Bangladesch mit einer Länge von insgesamt 14.103 Kilometer.

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Weitere Karten:

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Eine Vielzahl von weiteren Karten bieten die Perry-Castañeda Library und das Reliefweb.

Ein Land der gegensätzlichen Vielfalt

Indien wird als eine der kommenden globalen Wirtschaftsmächte gehandelt. Nach seiner Wirtschaftskraft, gemessen auf der Basis der Kaufkraftparität, steht Indien bereits weltweit an vierter Stelle. Mit Indien verbindet sich Hochtechnologie, eine schnell wachsende Filmindustrie (Bollywood) und extremer Reichtum. Gleichzeitig gibt es aber auch eine weitverbreitete Armut, Kinderarbeit, um  ihre Lebensgrundlagen gebrachte Ureinwohner (Adivasi) sowie Dalits (Kastenlose/Unberührbare), die tagtäglich diskriminiert werden. Moderne Großstädte und über eine halbe Millionen Dörfer, teilweise ohne Strom und Wasser, bestehen nebeneinander.

Wird Indien bald der bevölkerungsreichste Staat der Welt?

Mit rund 1,34 Milliarden Einwohnern ist Indien das nach China bevölkerungsreichste Land der Erde und wird dieses aufgrund des höheren Bevölkerungswachstums in naher Zukunft überholen. Das derzeitige jährliche Bevölkerungswachstum von rd. 1,19% sorgt jedes Jahr für ein absolutes Bevölkerungswachstum in der Größenordnung der Bevölkerung von Nordrhein-Westfalen.

Die Bevölkerung des Landes verteilt sich sehr ungleich. Eine hohe Bevölkerungsdichte gibt es in fruchtbaren Landstrichen wie der Gangesebene, Westbengalen und Kerala, ganz im Unterschied zu den Vorbergen des Himalaya, zum Nordosten sowie zu den ariden Regionen wie Rajasthan. In den Großräumen der Millionenstädte Mumbai (früher Bombay), Neu-Delhi und Kolkata (früher Kalkutta) leben aktuell über 50 Millionen Menschen. Insgesamt gibt es 34 Städte mit mehr als 1 Mio. Einwohner.

Basiswissen

Indien verfügt über eine relativ gute Datenlage. Statistische Daten, insbesondere Zeitreihen, sind unter anderem über das Portal der indischen Regierung, der United Nations Statistics Division und der Weltbank zugänglich. Außerdem liefern die Asian Development Bank oder das CIA World Factbook grundlegende Informationen zu Indien.

Ein Zensus wird seit 1871, damals unter britischer Herrschaft, erhoben und kontinuierlich alle 10 Jahre durchgeführt (zuletzt 2011). Weiterhin gibt es seit 1950 in regelmäßigen Abständen eine repräsentative sozioökonomische Haushaltsbefragung (National Sample Survey).

Geographische Vielfalt

Die Geographie Indiens zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus. Hohe Berge und flache Ebenen, Wälder und karge Flächen sowie fruchtbare Flussebenen und Deltas wechseln sich ab. Die natürliche Grenze im Norden und Nordosten bildet der Himalaya, der höchste Gebirgszug der Welt, der im äußersten Nordwesten durch das  Hochtal des Indus vom Karakorum getrennt wird. Südlich des Himalayas schließen sich die breiten, fruchtbaren Flussebene des Ganges und des Brahmaputra an. Den Nordosten Indiens, einschließlich der Brahmaputra-Ebene, verbindet nur ein schmaler Korridor zwischen Bangladesch und Nepal bzw. Bhutan mit dem Rest des Landes. Die Nordostregion wird durch das bis zu 3.800 Meter hohe Patkai- oder Purvachalgebirge von Myanmar sowie das knapp 2.000 Meter hohe Khasigebirge von Bangladesch abgeschirmt.

Das Hochland von Dekkan nimmt den größten Teil der keilförmig in den Indischen Ozean vorragenden indischen Halbinsel ein. Das Vindhya – und das Satpuragebirge schirmen den Dekkan von der Gangesebene im Norden ab. Im Westen wird er von den bis zu 2.700 Meter hohen Westghats, im Osten von den flacheren Ostghats begrenzt. Beide Gebirgszüge treffen im Süden, wo die Halbinsel spitz zum Kap Komorin zuläuft, zusammen. Die Westghats fallen steil zur Konkan- und Malabarküste entlang des Arabischen Meeres ab. Die Ostghats gehen in die breiteren östlichen Küstenebenen am Golf von Bengalen über.

Indien weist sowohl ein subtropisches Kontinentalklima (v.a. in Nord- und Zentralindien) als auch ein tropisches Klima auf (im Süden sowie in den Küstengebieten) auf. Während die Temperaturen im Norden   im Januar unter 5 Grad fallen und im Mai punktuell auf über 45 Grad ansteigen können, ist es im Süden des Landes ganzjährig warm bis heiß.

Vom unterschiedlichen Klima und der Vielfalt der Naturlandschaften profitieren auch Flora und Fauna. Die unterschiedliche Vegetation ist Heimat einer Vielzahl von Elefanten, Affen, (bengalischen) Tigern, Kamelen oder Schlangen, mehr als 1.200 einheimischen Vogelarten etc. Außerdem beherbergt Indien eine riesige Zahl an Rindern. Doch der Mensch dringt in seinem Hunger nach Land mehr und mehr in  den Lebensraum der Pflanzen und Tiere vor und drängt diese in  stetig kleiner werdende Rückzugsgebiete.

Die Vielfalt in Gefahr

Industrialisierung, Bevölkerungswachstum und die zunehmende Urbanisierung / Metropolisierung sind wichtige Faktoren für eine  Reihe von schwerwiegenden Umweltproblemen, wie die Luftverschmutzung, unzureichende Abfallentsorgung, den Waldschwund, die Ausbreitung der Wüsten und, besonders gravierend, der Wassermangel. Zwar ist der Umweltschutz, darunter auch der Schutz der Waldflächen und ihrer Bewohner, als Ziel bereits 1976 in die indische Verfassung verankert worden, allerdings werden die bestehenden Umweltgesetze nicht konsequent umgesetzt und überwacht.

Wasser ist zu einem knappen Gut geworden, da Indien nur über 4% der weltweiten Wasservorkommen verfügt, allerdings ca. 18% der Weltbevölkerung beherbergt und durch die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und den privaten und industriellen Wasserbedarf die Grundwasserreserven bedroht sind. Den Wassermangel spüren schon heute viele Millionen von Indern. Es kommt vermehrt zu innerindischen Verteilungskämpfen rund um das Wasser.

Die Umweltpolitik des Landes hat sich der Doppelaufgabe «Eindämmung der industriellen Umweltverschmutzung», insbesondere in den Städten des Landes, und «nachhaltige Bewirtschaftung von natürlichen Ressourcen» zu stellen. Unterstützt wird das Land dabei u.a. auch durch die GIZ.

Das südindische Bundesland Andhra Pradesh ist derzeit Vorreiter beim Umbau der konventionellen zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Bis 2027 sollen mit Unterstützung der Landesregierung alle ca. sechs Millionen Bauernhaushalte ihre Felder ohne den Einsatz synthetischer Mittel bewirtschaften. Damit soll der voranschreitenden Bodendegradierung, den sinkenden Erträgen und der drohenden Knappheit an Nahrungsmitteln  Einhalt  geboten werden – alles Folgen einer einseitig auf Quantität ausgerichteten Grünen Revolution der letzten fünfzig Jahre, die mit einer  wachsenden Verschuldung der ca. fünf Millionen kleinbäuerlichen Haushalte einhergegangen ist.

Indien gehört zu den Ländern, die stark vom Klimawandel betroffen sein werden. Erwartet werden ein Anstieg der Temperaturen und des Meeresspiegels, der insbesondere die Küstenregionen in Mitleidenschaft ziehen wird. Auch soll es vermehrt zu Unregelmäßigkeiten des Monsuns kommen, was gravierende Ernteausfälle zur Folge haben würde. Die Prognose, dass Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen (wie Erdbeben oder Stürme) verstärkt auftreten werden, zeigt,  welch  große Gefahren für Land und Leute in der näheren Zukunft drohen.